Selbstfürsorge – oder auch „Self-care“ genannt – ist eins der großen Themen unserer Zeit. Social Media ist voll von Menschen, die meinen, durch Schlammpackungen, Wellness und die vermeintlich richtige Ernährung den Weg für ein erfülltes und gesundes Leben fernab von Hetzerei und Alltagsstress gefunden zu haben und der Welt präsentieren zu müssen. Und natürlich ist ein Tag in der Sauna sehr entspannend und eine Massage kann den verspannten Schultergürtel lösen – aber richtige Selbstfürsorge ist viel mehr als das (und muss auch nicht viel Geld kosten). Denn Selbstfürsorge ist – um es bereits vorweg zu nehmen – nur dann wirkungsvoll, wenn sie ein Teil unseres Alltags ist und ganz natürlich in ihn integriert wird. Dieser Artikel soll einen kurzen Überblick zum Thema „wahre Selbstfürsorge“ geben und mit ein paar Klischees aufräumen, die gerne in diesem Zusammenhang genannt werden. Er soll so Anregungen für die eigene Selbstfürsorge geben – denn was genau jeder einzelnen Person hilft, um für sich selbst zu sorgen, ist absolut individuell.
Der Begriff der Selbstfürsorge ist schon sehr alt und wurde erstmals durch Platon und Sokrates in der Antike (ca. 5. Jh. V. Chr.) beschrieben. Die Philosophen sprachen damals von der Selbstsorge, die von ihnen als Sorge um die eigene Seele beschrieben wurde. Selbstsorge wurde als
Grundlage für die Sorge um andere und ein aktives Einbringen in die Gesellschaft gesehen. Sie war eng verknüpft mit den Konzepten von Freundschaft, Gerechtigkeit und Religion. Denn schon Platon und Sokrates erkannten: Nur wer gut für sich selbst sorgt, kann auch gut für andere sorgen!
Schon aus dieser alten Definition lässt sich ableiten, was Selbstfürsorge NICHT ist:
Somit ist Selbstfürsorge viel mehr als nur die „Self-Care“, wie sie in den Sozialen Medien verbreitet wird.
Was ist Selbstfürsorge dann?
In einem Satz: Selbstfürsorge ist Ausdruck des eigenen Selbstwertgefühls!
Das bedeutet natürlich auch, dass Selbstfürsorge absolut individuell ist. Denn die „Sorge um die Seele“ bedeutet für jeden Menschen etwas anderes. Dennoch können wir uns an ein paar groben Oberbegriffen orientieren, die ich die „Elemente der Selbstfürsorge“ nenne.
Hierzu gehören die folgenden Bereiche:
Achtsamkeit bedeutet, dass wir im Moment präsent sind. Das wir also beispielsweise nur unser Kind auf der Schaukel anschubsen und nicht nebenbei auf dem Handy Nachrichten lesen oder im Kopf bereits das Abendessen vorbereiten. Denn wenn wir im Moment sind und diesen mit allen Sinnen wahrnehmen, sind wir ganz bei uns selbst und der Situation. Das ist Balsam für die Seele. Mehr zum Thema Achtsamkeit und einige Übungen für den Alltag findet ihr in dem Blogartikeln zu den Themen Abschalten trotz digitaler Erreichbarkeit und Umgang mit der mentalen Arbeitszeit. Zum Thema Integration von Achtsamkeit in den Alltag wird es kurzfristig noch einen eigenen Artikel geben.
Resilienz bedeutet so viel wie psychische Widerstandskraft. Sie bezeichnet die Fähigkeit von Menschen, nach einem Schicksalsschlag wieder aufzustehen und sich an neue Situationen und Gegebenheiten anpassen zu können. Die Resilienz ist somit das mentale Immunsystem gegen Stress. Unsere Resilienz zu trainieren und zu kultivieren, ist Teil von Selbstfürsorge. Mehr zu den sieben Säulen der Resilienz und wie wir sie trainieren können, findet ihr kurzfristig in einem neuen Artikel
Selbstkenntnis bedeutet, sich selber und die eigenen Ziele und Werte zu kennen. Es bedeutet zu wissen, nach welchen Werten das Leben ausgerichtet wird, aber auch, die inneren Antreiber zu kennen und die Fähigkeit zu haben, zu reflektieren, wie sie die eigenen Entscheidungen und das Handeln beeinflussen. Ferner bedeutet Selbstkenntnis auch, die eigenen Gefühle zu kennen und zulassen zu können. Mehr zum Thema Selbstkenntnis und den inneren Antreibern findet ihr hier.
Erholung & Entspannung
Erholung und Entspannung sind ein Teil der Selbstfürsorge. Allerdings bedeutet das nicht nur, sich im Urlaub oder am Wochenende vom Stress des Alltags zu erholen, sondern im Rahmen der Selbstfürsorge bedeutet es, Momente der Erholung in den Alltag einzubauen. Das kann die Joggingrunde in der Mittagspause oder Yogasequenz am Morgen sein, es kann aber auch eine halbe Stunde mit der Lieblingsmusik auf der Couch bedeuten. Mehr zum Thema Erholung im Alltag findet ihr bald in einem weiteren Blogartikel.
Zeitmangement
Auch ein gutes Zeitmanagement spielt bei der Selbstfürsorge eine Rolle. Und damit ist nicht ein effizient gefüllter Terminkalender gemeint – sondern vielmehr der Fokus auf das Wesentliche im Leben. Zum Zeitmanagement gehört die Frage: Was ist jetzt dran? Was ist mir grade wichtig? Nur wenn ich die Prioritäten für mein Leben kenne, kann ich meinen Alltag danach ausrichten und mir meine Zeit für mich richtig einteilen. Mehr zum Thema Zeitmanagement findet ihr hier.
Ernährung
Ernährung ist ein wichtiges Element der Selbstfürsorge und hängt eng mit dem Thema Achtsamkeit zusammen. Eine achtsame und bewusste Ernährung führt dazu, dass wir uns mehr auf die Ernährung konzentrieren und bewusster Essen. Das bedeutet wiederum, dass wir ein besseres Gefühl dafür bekommen, was uns schmeckt und vor allem wann und wie viel Nahrung wir brauchen. Mehr zum Thema Ernährung und Selbstfürsorge findet ihr kurzfristig in einem der nächsten Blogartikel.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Selbstfürsorge ein Teil des Alltags und nicht eine einzelne, gesellschaftswirksame Aktion ist, mit der wir uns gut darstellen können. Sie ist die Voraussetzung für gute und liebevolle Beziehungen – zum einen zu uns selbst, aber auch zu anderen Menschen. Und sie ist die Grundlage für Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung in allen Bereichen des Lebens.
Wenn Sie Unterstützung beim Thema Selbstliebe und Selbstfürsorge oder einem anderen Thema in ihrem Leben brauchen, melden Sie sich gerne bei mir.
Quelle:
Kaluza, G.: „Stressbewältigung- Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung“, 3. Auflage, Springer, 2015
Gödde, G., Zirfas, J.: Selbstsorge in der Antike. In: Gödde, G., Zirfas, J. (eds) Kritische Lebenskunst. J.B. Metzler, Stuttgart, 2018. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04644-4_42 (Zugegriffen am 13.05.2024)
Niebler, Tanja: “Selbstfürsorge hat 5 Ebenen – die philosophische Selbstsorge verstehen.“ https://www.die-inkognito-philosophin.de/blog/selbstfuersorge-self-care (Zugegriffen am 13.05.2024).