Judith Schmitz

Judith Schmitz - Ihre Psychologische Beraterin im Kreis Heinsberg

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Den Alltag an Lebenszielen ausrichten

„Was möchtest du werden, wenn du groß bist?“ Für kleine Kinder ist die Antwort auf diese Frage meist ganz klar. Da kommen, wie aus der Pistole geschossen, Antworten wie: Feuerwehrmann, Astronautin, Ponyhofbesitzer oder Ärztin. Aber drehen die Kinder den Spieß mal um und fragen ihre Eltern, was die denn „werden wollen“ oder – übersetzt in die Erwachsenensprache – was ihre Ziele im Leben sind, so sind die Antworten meist schwammig. Oft wissen sie es gar nicht so genau, weil sie in ihrem hektischen Alltag, sei es im Beruf oder in der Familie, einfach nur dem nächsten Termin oder der nächsten Aufgabe hinterherrennen. Ihnen fehlen oft die Orientierung und der Blick auf das große Ganze.

 

Doch genau dieser Blick und die Definition unserer ganz persönlichen Ziele und dem, was wir als ein erfolgreiches und sinnvolles Leben bezeichnen, hilft uns im Klein-Klein unseres Alltags. Es entsteht eine langfristige Perspektive, an der Alltagsaktivitäten ausgerichtet werden können. Es fällt uns leichter, Prioritäten zu setzen: Sehe ich es beispielsweise als mein persönliches Ziel an, eine gute Freundin zu sein, so werde ich der Pflege meiner sozialen Kontakte eine höhere Priorität zuweisen und mehr Zeit für sie aufwenden, als wenn ich meine Karriere an erste Stelle setze.

Aber was ist "ein erfolgreiches Leben"?

Von unserer Herkunftsfamilie, unserem Umfeld und den Medien werden uns bestimmte Ziele vorgelebt und nur zu leicht übernehmen wir sie auch als unsere eigenen. Hierzu gehören: eine berufliche Karriere zu machen, ein Eigenheim zu besitzen, genug Geld zu haben, um jedes Jahr mehrfach in den Urlaub zu fliegen, eine heteronormative Familie (Mutter, Vater, Kinder) und noch einiges mehr. Wer diese Ziele nicht erreicht, wird schnell als Versager belächelt.

 

Sich von diesem gesellschaftlichen Druck freizumachen und ihre eigenen Ziele zu definieren, ist eine Herausforderung, der sich viele Menschen gar nicht erst stellen möchten. Sie übernehmen die Ziele ihres Umfelds und richten ihr Leben danach aus. Hierfür sind sie bereit, eigene Ideen und Wünsche zu unterdrücken. Nicht wenige Menschen scheitern so daran, ein erfülltes und glückliches Leben zu führen. 

Schritt 1: Bestandsaufnahme der aktuellen Prioritäten

Möchten Sie sich frei machen von den Zielen Ihres Umfelds und für sich selber definieren, was Erfolg bedeutet, so ist der erste Schritt eine Bestandsaufnahme dessen, woran Sie Ihr Leben aktuell ausrichte. Worauf arbeiten Sie aktuell hin? Woran orientieren Sie sich? Manchen Menschen fällt die Antwort hierauf sehr leicht. Bei anderen bedarf es einer Reflektion der letzten Wochen oder auch des letzten Jahres, um eine Antwort auf diese Frage zu geben. 

Schritt 2: Sind Ihre Prioritäten für Sie stimmig?

Der nächste Schritt ist, sich klarzumachen, ob die aktuelle Ausrichtung Ihres Lebens so für Sie stimmig ist: „Passen die Ziele, auf die ich aktuell hinarbeite für mich? Sind das wirklich meine Lebensziele oder richte ich mich daran aus, was andere von mir erwarten?“ Diese Frage kann sehr schmerzhaft sein, denn manchmal zeigt sie, dass Sie die letzten Jahre auf ein Ziel hingearbeitet haben, das gar nicht Ihr eigenes war. Haben Sie beispielsweise einen Karrierepfad deswegen eingeschlagen, weil die Eltern es so erwartet haben? Oder wurde der Wohnort nur deswegen ausgewählt, weil der Partner oder die Partnerin ihn ausgesucht hat? Hier ist es wichtig, ehrlich mit sich selbst zu sein: „Wie viel von diesen Lebenszielen bin wirklich ich und wie viel sind andere Menschen?“ 

Schritt 3: Definition der eigenen Ziele und Werte

 

Der dritte Schritt ist dann die Definition der eigenen Ziele und Werte. Haben Sie Ihr Leben bisher nur an den Zielen anderer ausgerichtet, gilt es nun, Ihre eigenen Ziele und Definition von Erfolg und einem erfüllten Leben zu finden. Jedes formulierte Ziel sollte kritisch hinterfragt werden: „Warum ist mir das so wichtig? Warum möchte ich es tun?“ Denn durch mehrfaches Hinterfragen unterlegen Sie das Ziel mit Argumenten: „Es ist mir wichtig, weil…“ oder Sie verwerfen es wieder, weil Sie herausfinden, dass die Antwort auf das Warum Sie nicht zufrieden stellt. Eine gute Antwort auf das „Warum“ gibt Kraft und Energie, das Ziel tatsächlich zu erreichen. Beispiele für Zieldefinitionen können sein:

 

 

– Eine gute Mutter sein 

– Einen sinnvollen Job machen

– Beruflich in eine Führungsposition kommen

– In der Welt etwas nachhaltig verändern

– etc…

 

Am Ende dieses Schrittes steht also im besten Fall eine persönliche Definition eines erfolgreichen und sinnvollen Lebens. Allerdings ist die Zieldefinition meist noch sehr allgemein. Im nächsten Schritt gilt es daher, diese Ziele zu konkretisieren.

Schritt 4: Ziele konkretisieren

Die Frage ist somit nach dem WIE: „WIE kann ich eine gute Mutter sein?“ oder „WIE kann ich eine Stelle mit Personalverantwortung erlangen?“ Es ist sehr hilfreich, die Ziele nun möglichst konkret zu definieren. Hierbei lohnt es sich, sich an der SMART-Formel für die Zieldefinition zu orientieren. Ihre Ziele sollten somit: Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch und Terminiert sein.

 

Spezifisch: Beschreiben Sie das Ziel so konkret und präzise wie möglich

Messbar: Sie sollten das Ergebnis messen können

Attraktiv: Formulieren Sie das Ziel so, dass Sie motiviert sind, es zu erreichen

Realistisch: Das Ziel muss für Sie aus eigener Kraft erreichbar sein

Terminiert: Setzen Sie ein Datum für die Zielerreichung

 

Wenn Sie jetzt in Schritt 3 definiert habe, dass es Ihr Ziel ist „eine gute Mutter“ zu sein, so müssen Sie dieses Ziel in diesem Schritt nun konkretisieren. Zunächst sollten Sie sich überlegen, was eine „gute Mutter“ für Sie ausmacht. Hier kann es mehrere Aspekte geben:  es könnte zum Beispiel bedeuten, dass Sie sich jeden Tag für Ihr Kind Zeit nehmen und mit ihm spiele oder ihm etwas vorlesen. Dadurch wir Ihr Ziel konkreter.

Messbar können Sie das Ziel machen, indem Sie sich eine Zeitvorgabe setze. Sie könnten beispielsweise festlegen, dass Sie sich jeden Tag 45 Minuten Zeit zum Spielen mit Ihrem Kind nehmen.

Dieses Ziel muss für Sie attraktiv sein, das heißt, dass Sie dieses Ziel auch erreichen wollen. Wenn Sie nur ungern Rollenspiele machen, diese aber vom Kind gefordert werden, könnten Sie festlegen, dass Sie die 45 Minuten vielleicht lieber mit Vorlesen verbringen, oder nur jeden zweiten Tag Rollenspiele machen.

Das Ziel soll aus eigener Kraft erreichbar sein. Sie müssen sich also überlegen, ob Sie tatsächlich jeden Tag 45 Minuten für das Spielen Zeit habe, oder ob SIe die Zeit auf 30 Minuten beschränken müssen.

Und schließlich sollte das Ziel terminiert sein. Wollen Sie „jeden Tag“ mit Ihrem Kind spielen? Und wann fangen Sie damit an? Setzen Sie klare Zeitvorgaben.

 

Das SMARTe Ziel lautet in diesem Fall: „Um eine gute Mutter zu sein, möchte ich meinem Kind jeden Tag 30 Minuten etwas vorlesen.“

 

 

Diese Konkretisierung sollte ich für alle meine Ziele vornehmen. 

Schritt 5: Den Alltag an Zielen ausrichten

Ein letzter Schritt ist dann noch, dass Sie sich Ihren Alltag anschauen. Dieser sollte auf die (neu) definierten Ziele ausgerichtet sein. Vielleicht ist Ihr Tag gefüllt mit Aktivitäten, die viel Zeit in Anspruch nehmen, aber gar nicht zu Ihren Zielen passen? Diese gilt es schrittweise zu ersetzen, um so das tägliche Leben neu auf Ihre Ziele auszurichten. Die Ziele dienen somit als Kompass für den Alltag.

 

 

Wenn Sie das Gefühl haben, Ihren Kompass oder Ihre Orientierung im Leben verloren zu haben und Unterstützung benötigen, melden Sie sich gerne bei mir. 

Quelle:

Covey, Stephen R.: Der Weg zum Wesentlichen. Der Klassiker des Zeitmanagements. Campus Verlag, 7. Erweiterte Auflage, 2014.